Erwartest du einen Blog über das Grillen mit Tipps, wie du dein Fleisch, deinen Fisch oder einen Gemüsespieß am besten zubereitest? Wie du nach dem 1:1-Diät-Schritteplan auf verantwortungsvolle Weise aktiv an einer Grillparty teilnehmen kannst? Vielleicht hat dich der Titel dieses Blogs dann ein wenig auf die falsche Fährte geführt, denn leider geht es in diesem Blog nicht ums Grillen.
Roasten bedeutet, Menschen auf ironische Weise zu beleidigen. Vielleicht kennst du die Sendung auf Comedy Central, in der sich Giel Beelen, Gordon und Ali B öffentlich fertig machen ließen. In einem guten Rahmen ist das sehr unterhaltsam, aber manche schießen dabei leider übers Ziel hinaus.
Menschen mit Übergewicht lassen sich nur allzu oft von anderen roasten. Ungewollt sind sie Mittelpunkt ironischen Spotts. Ich sehe und höre es regelmäßig. Dann sehe ich jemanden mit deutlich Übergewicht joggen und denke: „Fantastisch, dass du das machst“, aber du willst nicht wissen, welchen Spott so eine Person an den Kopf geworfen bekommt.
Niemand ist aus Spaß zu schwer
Und ja, man kann sagen: „Es sind doch nur Worte“, aber ich sehe es als eine Form von emotionalem Übergriff. Menschen mit Übergewicht sind nicht aus Spaß zu schwer. Bedenke, dass Menschen mit (starkem) Übergewicht oft auch einen ernsthaften Grund haben, warum die Kilos drauf sind. Natürlich liegt es an der Ernährung, aber oft steckt auch ein tiefer(er) emotionaler Grund dahinter. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass starkes Übergewicht etwas ist, das von den Gehirnen „genährt“ wird. (Siehe: Adipositas – nicht schwach, sondern unstillbarer Hunger im Gehirn.)
Männer mit Bierbäuchen auf dem Rennrad
Ein gutes Roast basiert auf gegenseitigem Einverständnis. So haben wir in unserem Rennradclub ein paar Männer mit etwas zu großem Bierbauch, um wirklich sportlich fahren zu können. Besonders, wenn man bedenkt, dass dieser Bauch auch noch in ein zu enges Radtrikot gequetscht werden muss. Für Menschen mit einem visuellen Gedächtnis wird das Bild wohl klar. Genug Material, um jemanden ordentlich zu roasten. Wir wissen das voneinander, und weil man sich gut kennt, weiß man auch, dass es genug ist, wenn der Ton sich ändert. Roasten hat in dieser Hinsicht eine Funktion: schwierige Themen ansprechbar machen. Das geht aber nur, wenn man sich gut kennt und es eine Basis von gegenseitigem Vertrauen gibt.
Übergewicht ist kein Freifahrtschein für Spott
Eine unbekannte Person mit Übergewicht beim Sport zu sehen, bedeutet nicht, dass diese ihre Zustimmung gibt, sie durch den Kakao zu ziehen. Der Schritt, mit Übergewicht Sport zu treiben, ist schon schwer genug, erst recht, wenn man auch noch öffentlich von jemandem bloßgestellt wird, den man (meist) überhaupt nicht kennt.
Es ist einfach schade, dass es nicht mehr um die Persönlichkeit oder den Charakter eines Menschen geht, sondern dass das Äußere offenbar eine Einladung ist, etwas dazu zu sagen und es laut herauszuposaunen.
Von mir aus musst du beim nächsten Mal wirklich nicht stehen und jubeln oder klatschen, wenn du jemanden mit Übergewicht beim Sport siehst. Ironischer Spott wird dann zu Sarkasmus. Aber bedenke, dass Sport mit Übergewicht buchstäblich viel anstrengender ist – und wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du vielleicht Wertschätzung aufbringen.