Der Konsum von Weizen hat in den letzten Jahren, sowohl in den Niederlanden als auch anderswo, einen schlechten Ruf bekommen.
Das ist bedauerlich, denn für die meisten Menschen ist Weizen ein wichtiger Bestandteil der Ernährung – insbesondere in Form von Vollkornprodukten, die reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien sind.
Die Angst vor Weizen ist entstanden, weil viele ihn mit Zöliakie in Verbindung bringen. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der der Darm durch den Verzehr von Gluten geschädigt wird.
Gluten sind klebrige Eiweiße, die in Getreiden wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel vorkommen.
Schätzungen zufolge leiden jedoch nur etwa 1 % der niederländischen Bevölkerung unter einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie).
Darüber hinaus gibt es eine etwas größere Gruppe von 5–7 % der Bevölkerung, die empfindlich auf Gluten oder andere Bestandteile von Getreide reagieren können.
Bei ihnen tritt zwar keine Darmschädigung wie bei Zöliakie auf, aber sie können Symptome wie ein Reizdarmsyndrom oder Müdigkeit entwickeln.
Falls eine solche Unverträglichkeit festgestellt wird, ist es besser, glutenhaltige Getreide zu meiden.
Bestseller braucht eine differenzierte Betrachtung
Die meisten Niederländer profitieren jedoch von der Aufnahme von Vollkorngetreideprodukten. Umso bedauerlicher ist es, dass bei vielen Angst davor geschürt wurde.
Diese Angst wurde besonders entfacht, als 2013 das Buch Weizenwampe („Tarwe maakt ongezond“) des amerikanischen Kardiologen William Davis in den Niederlanden erschien.
Viele Menschen waren empfänglich für seine Botschaft – schließlich denkt man: Ein Mann im weißen Arztkittel muss es doch wissen, oder?
Übrigens ist es ein bewährtes Rezept, Ärzte in weißen Kitteln Bücher über Ernährung schreiben zu lassen.
Ärzte haben ein vertrauenswürdiges Image, also glauben viele, dass ihre Aussagen wahr sein müssen.
Die meisten Ärzte sind zwar zuverlässig, aber nicht jeder Arzt ist ein guter Ernährungsexperte – auch nicht, wenn er ein Buch über Ernährung schreibt.
Die Kritik von Ernährungswissenschaftlern an Davis' Werk war, dass er seine Quellen einseitig auswählte, wissenschaftliche Zusammenhänge falsch darstellte und nicht vollständig war.
Zudem basierten seine Erkenntnisse hauptsächlich auf Einzelfallstudien mit Patienten in außergewöhnlichen Situationen.
Das erklärt die extremen Kapitel in seinem Buch, wie zum Beispiel:
Weizen: das ungesunde Vollkorn
Weizen und seine Fähigkeit, deine Gesundheit völlig zu zerstören
Sag Lebewohl zu Weizen
Solche schockierenden Aussagen kommen in den Medien oft gut an und ziehen viele Menschen an.
Deshalb wurden weltweit etwa eine Million Exemplare seines Buches verkauft.
Gerade in den Niederlanden fand seine Botschaft viel Anklang – schließlich ist Weizen ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung.
Natürlich ist nicht alles, was Davis schreibt, Unsinn. Aber Vorsicht vor extremen Ansichten, die längst nicht auf jeden zutreffen.
Es ist besser, erst einmal bei dir selbst zu überprüfen, was wirklich los ist. In den meisten Fällen liegt es nämlich nicht an der Aufnahme von glutenhaltigem Getreide.
Wenn du sie verträgst, solltest du sie nicht meiden – sie gehören zu einer ausgewogenen Ernährung.